Italienische Reise — Band 1 by Johann Wolfgang von Goethe

Italienische Reise — Band 1 by Johann Wolfgang von Goethe

Autor:Johann Wolfgang von Goethe [Goethe, Johann Wolfgang von]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Autobiography, Italy -- Description and travel, Goethe, Johann Wolfgang von, 1749-1832 -- Journeys -- Italy, Authors, German -- 18th century -- Biography
veröffentlicht: 2000-10-31T16:00:00+00:00


St. Agata, den 24. Februar 1787

In einer kalten Kammer muß ich Nachricht von einem schönen Tage geben. Als wir aus Fondi herausfuhren, ward es eben helle, und wir wurden sogleich durch die über die Mauern hängenden Pomeranzen auf beiden Seiten des Wegs begrüßt. Die Bäume hängen so voll, als man sich's nur denken kann. Obenher ist das junge Laub gelblich, unten aber und in der Mitte von dem saftigsten Grün. Mignon hatte wohl recht, sich dahin zu sehnen.

Dann fuhren wir durch wohlgeackerte und -bestellte Weizenfelder, in schicklichen Räumen mit Oliven bepflanzt. Der Wind bewegte sie und brachte die silberne Unterfläche der Blätter ans Licht, die äste bogen sich leicht und zierlich. Es war ein grauer Morgen, ein starker Nordwind versprach, alles Gewölk völlig zu vertreiben.

Dann zog der Weg im Tale hin, zwischen steinichten, aber gut gebauten äckern, die Saat vom schönsten Grün. An einigen Orten sah man geräumige, runde, gepflasterte Plätze, mit niedrigen Mäuerchen umgeben; hier drischt man die Frucht sogleich aus, ohne sie in Garben nach Hause zu fahren. Das Tal ward schmäler, der Weg ging bergan, Kalkfelsen standen nackt an beiden Seiten. Der Sturm war heftiger hinter uns her. Es fielen Graupeln, die sehr langsam tauten.

Einige Mauern antiker Gebäude mit netzförmiger Arbeit überraschten uns.

Auf der Höhe sind die Plätze felsig, doch mit Olivenbäumen bepflanzt,

wo nur das geringste Erdreich sie aufnehmen konnte. Nun über eine

Plaine mit Oliven, sodann durch ein Städtchen. Eingemauert fanden wir

nun Altäre, antike Grabsteine, Fragmente aller Art in den

Gartenumfriedigungen, dann trefflich gemauerte, jetzt aber mit

Erdreich ausgefüllte Untergeschosse alter Landhäuser, nunmehr von

Olivenwäldchen bewachsen. Dann erblickten wir den Vesuv, eine

Rauchwolke auf seinem Scheitel.



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